Einst Byzanz und Konstantinopel, heute Istanbul: die westlichste Metropole der Tuerkei vereint auf unvergleichliche Weise Orient und Okzident, abendlaendische Antike und tuerkische Moderne. Als einzige Stadt der Welt liegt sie auf zwei Kontinenten. Und dazwischen liegt der Bosporus, der das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verbindet. Für den Autoverkehr hat man bereits zwei mehrspurige Haengebruecken ueber die Meerenge gespannt, die Europa mit Asien verbinden. Dennoch steht die Metropole Istanbul mit ihren geschätzten 15 Millionen Einwohnern ständig kurz vor dem Verkehrskollaps. Marmaray: so wird der neue Eisenbahntunnel genannt, der Istanbul nun vor dem drohenden Verkehrsinfarkt retten soll. Der Name ist abgeleitet von Marmarameer und von "ray", das auf Tuerkisch Schiene bedeutet. Die Planer des Marmaray-Tunnels haben sich entschieden, die Unterfuehrung nicht durch das Erdreich zu bohren, sondern auf dem Meeresboden zu verlegen. Mit gewaltigen Kraenen werden dafür elf Roehrenelemente in den Bosporus abgesenkt. Nie zuvor wurden solche Kolosse in einer Tiefe von bis zu 56 Metern verlegt. Die gröÃÂte Gefahr droht der unterirdischen Eisenbahnlinie durch ein Erdbeben. Die naechste geologische Verwerfungslinie verlaeuft nur etwa 15 Kilometer von der geplanten Tunnelstrecke entfernt. Istanbul liegt genau an der Grenze zwischen der eurasischen und der anatolischen Erdplatte. Seit vielen Jahren prognostizieren Seismologen fuer die tuerkische Metropole ein Megabeben der Staerke 7 oder mehr. Fuer die geplante unterirdische Eisenbahnlinie erfordert das ganz besondere Bau- und Statikmassnahmen. Die leitenden Ingenieure kommen aus Japan und bringen entsprechende Erfahrungen fuer ein derartiges Projekt mit.