Vor 50 Jahren: im Oktober 1958: erreichte der erste Beutekunst-Zug den Berliner Ostbahnhof. In Leningrad war der berühmte Pergamon-Altar zwei Tage zuvor mit aller Sorgfalt für die Reise im Eisenbahnwaggon verpackt worden. Jetzt kehrte das Prunkstück der Berliner Museumsinsel: als Symbol der brüderlichen Freundschaft zwischen Sowjetvolk und DDR: nach Berlin zurück. Und nach ihm Kulturgüter aus Schlössern und Museen in Potsdam und Schwerin, Dresden und Gotha: kostbare Schätze, die die Rote Armee 1945 nach ihrem Sieg über Hitlerdeutschland als Kompensation restituiert und nach Russland abtransportiert hatte. Die Rückführung von 1,5 Millionen Exponaten Ende der 50er Jahre stellt bis heute den gröÃten Kunstgüter-Transfer der Geschichte dar. Bis zum Frühjahr des nächsten Jahres machen aus Anlass dieses Jubiläums 28 deutsche Museen durch Sonderschauen und Aktionen jene Schätze sichtbar, die 1958 durch die groÃzügige Geste der Sowjetunion in ihre Bestände zurück-kehren konnten, und erinnern so an einen Akt, der vielen Sammlungen wieder zu altem Glanz verhalf. So werden aber auch die Lücken deutlich, die bei Kriegsende durch sowjetische Trophäenbrigaden und heimliche Souvenirjäger in deutsche Kollektionen gerissen wurden und nie geschlossen werden konnten.