Unter der Bezeichnung "Rote Kapelle" faÃÂte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) mehrere unterschiedliche Widerstandsgruppen gegen das NS-Regime zusammen. Der Begriff wurde im Zweiten Weltkrieg sowohl für ein Spionagenetz des sowjetischen militärischen Nachrichtendiensts im von Deutschland besetzten Westeuropa als auch für Widerstandskreise im Deutschen Reich verwendet. Zu diesen Gruppen zählten die Organisation um Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack sowie der Diplomat Rudolf von Scheliha mit seinem Umfeld. Anfänge der Organisation reichten bis in das Jahr 1933 zurück, als in kleinen Freundeskreisen Kritik am Nationalsozialismus geäuÃÂert wurde. Aber erst 1939 begann die Zusammenarbeit zwischen den Gruppen um Schulze-Boysen und um Harnack. Die Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe war eher lose und informell organisiert. Innerhalb des Kreises agierten kleinere Gruppen der ungefähr 150 Mitglieder teils gemeinsam, teils unabhängig voneinander. Politische Diskussionen, Widerstandstätigkeiten und soziale Kontakte gingen Hand in Hand. Ministerialbeamte und Wehrmachtsbedienstete gehörten ebenso zur Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe wie Künstler und Arbeiter, gläubige Christen und Liberale genauso wie Jungkommunisten wie Hans Coppi und Hilde Coppi oder Walter Husemann (1909-1943). Die meisten Mitglieder vertraten einen ethisch motivierten Sozialismus. Am intensivsten war die Widerstandstätigkeit in den Jahren 1940 bis 1942.