Es war mit Sicherheit einer der ungewöhnlichsten Besuche, den die alte Bundesrepublik erlebt hat. Anfang September 1987 weilte der Partei- und Staatschef der DDR, Erich Honecker, in Westdeutschland. Offiziell war es ein Arbeitsbesuch. Aber für den außenstehenden Betrachter sah es wie ein Staatsbesuch aus: Die Staatsflagge der DDR mit Hammer und Zirkel im Ährenkranz wehte vor dem Bonner Kanzleramt und das Wachbataillon der Bundeswehr intonierte die Hymne der DDR. Hatte die Bundesrepublik unter Kanzler Kohl damit den SED-Staat politisch aufgewertet? Erich Honecker wähnt sich in diesen Tagen am Ziel seiner politischen Ambitionen. Für Helmut Kohl ist es, wie er rückblickend vermerkt, einer der schwierigsten Momente in seiner Regierungszeit. Die Dokumentation `Staatsbesuch beim Klassenfeind – Honecker auf Westbesuch` von Susanne Stenner und Henry Köhler rekonstruiert Vorgeschichte und Verlauf dieser deutsch-deutschen Begegnung, die seinerzeit weltweites Aufsehen erregte. Zu Wort kommen einige der wichtigsten Protagonisten wie die beiden Unterhändler Wolfgang Schäuble und Karl Seidel, die das Treffen vorbereiteten und im Hintergrund die Fäden zogen – in einer Zeit, als der Fall der Mauer kaum vorstellbar war.