Kammeier ist der Klassiker unter den Entdeckern von Geschichtsfälschungen. Das Ergebnis seiner Untersuchung kann man nur als umstürzend, aber auch verheerend bezeichnen. Daß die ,Dokumente', auf denen unsere Geschichtsschreibung über die deutsche und europäische Frühzeit und das Mittelalter fußt, zu einem erheblichen Teil Fälschungen sind, wird inzwischen von der etablierten Geschichtswissenschaft - also jener, die sich bemüht, ,politisch korrekt' zu sein - nicht mehr bestritten; umstritten ist lediglich noch, wie groß dieser Anteil ist - ein Umstand, den die meisten Geschichtslehrer verschweigen. Nach Kammeier ist der größte Teil der schriftlichen Quellen aus jener Zeit gefälscht, und ihm kommt das Verdienst zu, dies überzeugend nachgewiesen zu haben. Ihm gelang auch erstmals eine schlüssige und ebenso einleuchtende Erklärung für die Flut von Fälschungen. Jetzt liegt sein wissenschaftliches Standardwerk in der elften Auflage vor, bearbeitet von Roland Bohlinger und um einen kritischen Anhang von Roland Bohlinger und Wolfram Zarnack ergänzt. Darin wird u.a. über die internationale Konferenz der Monumenta Germaniae Historica berichtet, auf der mehr als 100 Historiker über Geschichtsfälschungen in Europa berichteten. In ihren Beiträgen haben diese Historiker Kammeiers Untersuchungen und Einzelergebnisse insoweit bestätigt, daß die Forschung in einem Meer von Fälschungen schwimmt, die weitgehend von kirchlicher Seite erzeugt worden sind.