Im kurfürstlichen Schloß zu Heidelberg lebt zwischen den geschiedenen Eltern Liselotte, Prinzessin von Kurpfalz. Sie hat es nicht leicht. Ist sie beim Vater, ist die Mutter gekränkt, ist sie bei der Mutter, ist der Vater böse, der die ehemalige Hofdame Degenfeld geheiratet hat. Und wäre Liselotte nicht das tapfere und kluge Mädel, das sie ist, so würde es wohl noch schlimmer stehen um das kurfürstliche Familienleben, das obendrein politische Sorgen beschatten. Tante Sophie von Hannover kennt die Welt im allgemeinen und die politische im besonderen. Ihr Rat, Liselotte dem Bruder des Franzosenkönigs, Philipp von Orleans, zur Frau zu geben, hat vieles für sich. Liselotte sieht es, wenn auch mit Seufzen, ein. Und wird Herzogin von Orleans. Die Pracht des Sonnenkönigshofes in Versailles blendet sie, aber verwirrt sie nicht. Der herzogliche Gatte, zur Ehe gezwungen gleich ihr, begegnet Liselotte mit kalter Höflichkeit. Er sieht im Schatten des älteren Bruders, verzehrt sich unter dem Einfluß nichtsnutziger Freunde in Lange¬weile und einem Ehrgeiz, der ihn auf gefährliche Abwege lockt. Der Neid der königlichen Maitressen auf die junge hübsche Schwägerin des Königs, die von ihm offenkundig mit besonderer Huld ausgezeichnet wird, kommt hinzu, eine Atmosphäre höhnischen Hasses um Liselotte zu schaffen.