Folgen hatten: Es wurden Menschen in tödliche Gefahr gebracht! Ein Betroffener: Hubert Bruchmüller aus der Nähe von Magdeburg. Im Sommer 1989 klagte er über Herzbeschwerden. Er ging zum Hausarzt, dem er vertraute. Der riet ihm, eine nahe gelegene Klinik für Herz- und Lungenkrankheiten aufzusuchen. Voller Hoffnung auf Heilung nahm Bruchmüller ein Medikament ein, ließ Herz-Katheder-Untersuchungen und Belastungstests über sich ergehen. Doch besser ging es ihm nicht. Dann fiel ihm Rätselhaftes auf: Patienten in seiner Umgebung verschwanden zu Behandlungen und tauchten nie wieder auf. Die quälenden Erinnerungen ließen Bruchmüller bis heute nicht los. Recherchen, die er gemeinsam mit MDR-Reportern anstellte, haben das Rätsel nun gelöst. Was er erfuhr, hat ihn erschüttert. Ohne es zu wissen, hatte er ein Medikament für ein westliches Unternehmen getestet. Und dann der Schock: Im Verlauf der Test-Reihe waren sechs Patienten verstorben. Hubert Bruchmüller überlebte, weil mit der Wende in der DDR alle Studien schleunigst eingestellt wurden. Das, was in der Klinik bei Magdeburg geschah, war kein Einzelfall. Im Keller des Bundesamtes für Arzneimittel und Medizinprodukte wurden Akten aus dem DDR-Gesundheitsministerium entdeckt. Ihr Inhalt: Informationen über die Praxis der medizinischen Tests in der DDR. Tausenden Bürgern wurden Arzneien aus dem Westen verabreicht. Einverständniserklärungen waren für die DDR-Funktionäre kein Muss. Für die sorgfältig dokumentierten Forschungsergebnisse gaben westliche Firmen weit weniger als in ihren Heimatländern aus. Und die Dokumente belegen auch: Gewinner gab es hüben wie drüben. Denn der Verkauf ihrer Bürger für medizinische Versuche brachte der DDR begehrtes Westgeld ein.