Hitlers Menschenhändler. Juden als Austauschware
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Einen besonderen Aspekt der Judenverfolgung im Nationalsozialismus stellt die Absicht dar, bestimmte Menschen jüdischen Glaubens zunächst von der Vernichtung auszunehmen. "Vorzugsjude" oder auch "Austauschjude" wurden die KZ-Häftlinge in der Sprache des Nationalsozialismus genannt, die wegen ihrer Verbindungen zum Ausland geeignet schienen, als Gegenleistung für die Freilassung deutscher Zivilinternierter oder auch für die Lieferung rüstungswichtiger Güter von Nutzen zu sein.
Heinrich Himmler ordnete im Frühjahr 1943 an, das sogenannte "Aufenthaltslager" in Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide einzurichten. Das Konzentrationslager durchliefen 14.700 jüdische Männer, Frauen und Kinder. Von ihnen kamen rund 2.560 durch Austausch frei. Exemplarisch kommen einige Überlebender zu Wort, die als Kinder das Konzentrationslager Bergen-Belsen überstanden. Einige von ihnen waren mit ihren Familien aus dem besetzten Holland verschleppt worden. Andere gehörten zu einer Gruppe von rund 2.000 ungarischen Juden, denen nach Verhandlungen der Ungarn Rudolf Kasztner und Joel Brand mit Adolf Eichmann gegen eine Zahlung von zwei Millionen US-Dollar Lösegeld die Ausreise aus Ungarn erlaubt wurde. Anstatt in die Freiheit wurden sie nach Bergen-Belsen deportiert.
Gegen Ende des Krieges verlor die menschliche "Ware" zunehmend ihren Wert für die Nazis. Mehrere tausend Menschen wurden kurz vor Einmarsch der alliierten Truppen über zwei Wochen lang in Eisenbahnzügen ohne Wasser und Lebensmittel durch Deutschland transportiert.