Der Machtkampf in der Türkei hat 350 Polizisten ihren Posten gekostet. Sie ermittelten in der Korruptionsaffäre, die das Land seit Mitte Dezember erschüttert -- künftig soll der Großteil der versetzten Beamten den Verkehr regeln. Im Fokus der Ermittlungen steht die staatliche Halkbank: Sie soll gegen Schmiergeldzahlungen Goldtransfers mit dem Iran getätigt und somit internationale Sanktionen unterlaufen haben. 1.700 Polizisten und Hunderte Mitarbeiter des Innen- und Energieministeriums sind seit Beginn der Affäre vor der Wochen ihres Posten enthoben worden. "Dunkle Kreise" vermutet Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hinter dieser "Verschwörung gegen seine Regierung" -- und spielt dabei vermutlich auf den in den USA lebenden muslimischen Prediger Fethullah Gülen an. Erdogan ließ seinen einstigen Weggefährten fallen, nachdem er an die Macht gekommen war. Gülen hat zahlreiche Anhänger in Polizei und Justiz. euronews-Journalist Bora berichtete aus Istanbul: "Versetzungen von Polizisten kurz nach Beginn der Korruptionsermittlungen -- das stellt das ganze türkische Rechtssystem infrage. Die Regierung glaubt, dass es innerhalb der Polizei eine Gruppierung gibt und versucht, sie zu zerstören. Dazu will Erdogan jetzt die Ergenekon-Prozesse wieder aufzunehmen, mit deren Abschluss er einst das dominante Militär geschwächt hatte. Die Opposition andererseits glaubt, dass politischer Druck auf das Rechtssystem zu einer Staatskrise führen wird."