Viele Holocaust-Überlebenden wandern nach Kriegsende nach Palästina aus. Doch es ist für sie ein fremdes Land. Sie sind mittellos und beherrschen noch nicht einmal die Sprache. Was für viele noch schlimmer ist sie werden beschuldigt, nur auf Kosten anderer überlebt zu haben. Unter den Juden Israels ist das Gefühl verbreitet, dass die Überlebenden des Holocaust schlecht waren. Die Guten waren gestorben. So leiden die Opfer im Stillen weiter: „In Jerusalem hörte man die Leute schreien, nachts, wenn sie Alpträume hatten. Ich kann nicht sagen, was sie schrien, ich verstand es nicht. Aber sie schrien, nachts.“ (David Grossmann, israelischer Schriftsteller) Auch in Israel beschließt man, einen Schlussstrich unter den Holocaust zu ziehen und nicht mehr darüber zu sprechen. Es wird ein Tabu-Thema. Das ändert sich erst, als Adolf Eichmann, einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust, 1960 in Argentinien gefangengenommen und in Israel vor Gericht gestellt wird. Der Eichmann-Prozess ist das erste große Ereignis, dass den Holocaust als gesondertes Ereignis jenseits des Zweiten Weltkriegs darstellt. Durch den Eichmann-Prozess entdecken die Menschen Israels die Geschichte des Holocaust wieder. Doch wie soll man mit dieser Geschichte, mit dieser Last umgehen? Diese Frage stellt sich nicht nur in Israel, sondern auch in all jenen Ländern, in denen die Gräueltaten begangen, das jüdische Leben vernichtet wurde. Die Antworten reichen vom „Shoa-Business“ in Polen bis hin zur „Shoa-Müdigkeit“.