Porträt per Telefon - 153 (16.11.1982) - Heinz Florian Oertel - Marianne WünscherMarianne Wünschers Rollen bei der DEFA waren meist klein, aber sie gestaltete diese unverwechselbar. Während sie als eine Art Fernseh-Mutter der DDR populär wurde, war ihr größter Erfolg auf der Bühne die Mutter Wolffen in „Der Biberpelz“.
Marianne Wünscher wird am 30. Dezember 1930 in Berlin als Tochter eines Geigenbauers und einer Köchin geboren. Die Eltern betreiben eine Wäscherei in Frohnau, bis der Vater im „Volkssturm“ während der letzten Kriegstage fällt. Nach dem Krieg spricht die Schülerin bei der von Fritz Kirchhoff gegründeten Schauspielschule „Der Kreis“ in Berlin-Halensee vor, die sie von 1947 bis 1949 besucht. Während dieser Zeit arbeitet sie auch beim Deutschlandsender und beim Kabarett, nicht zuletzt um das notwendige monatliche Schulgeld aufzubringen. Sie schließt ihr Studium 1951 am Studio Marie Borchardt in Berlin ab und gibt ihr Debüt im selben Jahr am Deutschen Theater als Monika in Karl Vekens „Baller kontra Baller“, inszeniert von Inge von Wangenheim. Dieses „heitere Spiel um ernste Dinge“, so der Untertitel, wird nach ein paar Aufführungen aus dem Programm genommen und Wünschers Vertrag nicht verlängert. Fritz Wisten, Leiter des Theaters am Schiffbauerdamm, wird auf sie aufmerksam und nimmt sie in sein Ensemble auf. Mit ihm zieht sie 1954 in die wiederaufgebaute Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Blickt man auf die Figuren, die sind in diesen Jahren im Theater spielt, so fällt die Parallele zu ihren wichtigen Filmfiguren auf. Es sind meist Nebenrollen, die weniger psychologisch fundiert als stark typisiert sind. In Nikolai Gogols „Die Heirat“ (Regie: Franz Kutschera) spielt sie Agafia, in Gerhart Hauptmanns „Die Weber“ (Regie: Ernst Kahler) die Gastwirtsgattin Frau Welzel, in William Shakespeares „Macbeth“ (Regie: Ernst Kahler) die Kammerfrau. Erst mit der Figur der Emmi in Wistens Inszenierung von Hedda Zinners „Ravensbrücker Ballade“ gelingt ihr 1961 eine große Rolle auf der Bühne. Die Hauptrolle der Mutter Wolffen in Hauptmanns „Der Biberpelz“ wird ihr 1980 übertragen. (defa-stiftung.de)