Orte der Arbeit - Aufbruch und Alltag (1/2)Sie war schön, aber selten lukrativ, und sie war immer da: Arbeit in der DDR war mehr als nur ein Lebensgefühl. Es war die Luft, die in den Fabrikhallen dampfte und das Glück, eine neue Wohnung zu ergattern. Es war der Ort, wohin man morgens schlich und woher man meist viel zu spät zurückkehrte: Arbeit war die Welt, zu der man gehört, ohne je gefragt zu haben. Und mit dem Verlust der Arbeit erlebten Millionen Menschen nach der Wende einen massiven Umbruch. In der DDR prägten die über achttausend Betriebe den Alltag der Menschen. Hier ging man mittags zur Kantine und zwischendurch auch zum Friseur, hier gab man die Kinder morgens ab und ging später noch ins Klubhaus. Hier musste man Rechenschaft ablegen, wenn die Norm wieder nicht erfüllt wurde und hier bekam man auch den Ferienplatz. Das alles ist jetzt knapp dreißig Jahre her. Wo einst Fabrikhallen standen, werden heute Wohnanlagen oder Einkaufszentren gebaut. Was von der Vergangenheit bleibt, sind die Menschen, die sie erlebt haben: Wohin führen die Spuren, die heute noch sichtbar sind? Woran erinnern sich die Frauen von der Zündholz-Fabrik in Riesa noch gern, was bewegt die Schuhmacherin aus dem Kombinat in Weißenfels? Was wurde aus den Maschinenbau-Kombinat TAKRAF in Leipzig und wie gelang es ausgerechnet den Traktorenwerkern in Schönebeck, wieder zu einem der führenden Unternehmen Europas aufzusteigen? In der zweiteiligen Reihe "Orte der Arbeit" kehren Menschen zurück an Orte, die einst ihr Leben prägten, die heute zum Teil Ruinen sind und trotzdem an die Zeiten von Planerfüllung und Gestattungsproduktionen erinnern.