Erdogan versetzt ranghohe Polizeichefs - Kritik aus Brüssel Die türkische Regierung erhöht den Druck auf ihre Kritiker: 15 ranghohe Polizeichefs, darunter der zweitwichtigste Mann der türkischen Polizei, wurden ihres Postens erhoben. Seit Mitte Dezember erschüttert ein Korruptionsskandal die türkische Regierung. "Dunkle Kreise" hätten sich gegen ihn verschworen, vermutet der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Er bezieht sich dabei wohl auf den muslimischen Prediger Fethullah Gülen, der in Polizei und Justiz viele Anhänger hat. Brüssel reagierte kritisch auf Erdogans Krisenmanagement: "Diese Schritte untergraben die laufenden Ermittlungen im Korruptionsskandal", sagte der Sprecher der EU-Kommission. "Die Arbeit von Richtern und Polizisten, die den Fall unvoreingenommen untersuchen wollen, ist gefährdet." Nicht nur Erdogan vermutet einen Komplott gegen seine Regierung, auch Oral Carlislar, ein türkischer politischer Analyst, spricht von einem Staatsstreich in der Türkei: "Polizei und Justiz haben die Regierung angegriffen -- diese sucht nun nach Wegen, die beiden Parteien zu kontrollieren. Sie hat nicht richtig reagiert. Es ist aber ebenfalls falsch zu sagen, dass die undemokratische Vorgehensweise von Polizei und Justiz gut ist -- sie könnte die Regierung zu Fall bringen." Kurz bevor die Korruptionsaffäre öffentlich wurde, wollte die türkische Regierung Schulen der Gülen-Bewegung schließen. Euronews-Journalist Bora Bayraktar berichtete aus Istanbul: "Polizisten, die in der Korruptionsaffäre ermittelt haben, sind versetzt worden -- das hat die türkische Bevölkerung gespalten. Manche glauben, dass es ein versuchter Staatsstreich ist, andere denken, dass die Regierung versucht, Ungereimtheiten zu vertuschen. Die Spaltung in der Gesellschaft wird größer."