Der Kardinal Der jüdische Kardinal
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Lustiger ist kein konventioneller Geistlicher. Mit 14 Jahren, im Jahr 1940, lässt er sich gegen den Willen seiner Eltern katholisch taufen. Er raucht viel und fährt Moped, seine Predigten sind energisch und modern. Als eine katholische Zeitung seine jüdische Herkunft betont, provoziert er einen Skandal, als er behauptet, er habe mit der Konvertierung zum Katholizismus dem Judentum keinesfalls abgeschworen. Gegenüber dem Journalisten sagt er, er sei eine lebende Provokation, die viele dazu zwinge, das Wesen Christi zu ergründen.
Sein Vater Charles, der von Polen nach Frankreich geflohen ist und dessen Frau im Jahr 1943 in Auschwitz ermordet wurde, akzeptiert die Entscheidung seines Sohnes nicht, Bischof von Orléans zu werden, da das Angebot ausgerechnet von einem Papst kommt, der Pole ist. Als Lustiger den Papst trifft, ist er beeindruckt von seiner Persönlichkeit und seinen Visionen. Die beiden Gottesmänner begegnen sich mit einer ähnlichen Weltsicht und einem ähnlichen Verständnis von Kirche. Bereits nach einem Jahr als Bischof von Orléans wird Lustiger zum Erzbischof von Paris und später auch zum Kardinal und Berater des Papstes ernannt.
Aufgrund seiner jüdischen Wurzeln setzt sich Lustiger als Erzbischof besonders mit der Beziehung von katholischer Kirche und Judentum auseinander. Nach dem Tod seines Vaters und einem Besuch in Auschwitz gerät Lustiger in eine Auseinandersetzung mit den Widersprüchen seiner doppelten Identität. Als 50 Jahre nach dem Holocaust ein Kloster im sogenannten Theater von Auschwitz - einem Gebäude des Lagers, das in kirchlichem Besitz war - eingerichtet wird, erregt dies gewaltigen Protest und Empörung. Lustiger muss Stellung beziehen, teilweise auch gegen den Papst ...